27.05.2017 / Der Tag aller Tage - aus "Minkas Leben"
Die darauf folgenden Tage wollten einfach nicht vergehen. Maja war ein richtiges Nervenbündel und ihr sonst so ordentliches Ankleidezimmer sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich konnte verstehen, dass sie aufgeregt war, denn ich war es auch. Unruhig wuselten wir von einem Fleck zum anderen, sodass selbst Charly das Weite suchte. Wenn das so weiterging, würde sie die Verabredung wahrscheinlich ausfallen lassen, denn obwohl sie Unmengen schöner Kleidungsstücke besaß, ließ sie uns glauben, keine passenden Anziehsachen ausfindig machen zu können. Menschenfrauen sind echt ein Mysterium für sich. Als endlich der Samstag anbrach und ihr Wecker zu einer absolut unvernünftig frühen Zeit klingelte, fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar.
»Ich kann das nicht. Was wenn er mich nicht mag oder mir einen Korb gibt? Was wird dann aus mir oder noch viel schlimmer, aus unserer Tierpension?" Sie sprang aus ihrem Bett und huschte unruhig hin und her, wie ein Tiger im Käfig. Anscheinend hatte Charly die Hundeschnauze gestrichen voll von diesem ganzen Weiberkram. Zum allerersten Mal bellte er Maja an, als wolle er sagen, dass sie sich zusammenreißen solle. Perplex starrte sie ihn an. Maja quittierte sein Bellen mit einem langgezogenen Ok und fand anscheinend einen Funken von innerer Ruhe zum ersten Mal seit Tagen wieder. Mit bedächtigen Schritten ging sie in die Küche, um unseren täglichen Gewohnheiten nachzugehen. Sie kochte sich einen Kaffee, fütterte uns und bereitete ihr Müsli zu. Sie sagte nichts und wirkte gefasst. Dieser Dämpfer schien ihr gut getan zu haben. Dankbar umschmeichelte ich Charlys Beine, denn er hatte uns gerettet und mir die Angst genommen, dass Maja kalte Füße bekommt. Es ist eben nicht immer schlecht, einen Mann im Haus zu haben, vor allem wenn bei den Damen die Emotionen überkochen. Den Rest des Tages verbrachte Maja mit der Arbeit an einem Projekt, bevor sich gegen späten Nachmittag in die Badewanne verkrümelte, um sich zu entspannen und herzurichten. Anschließend ging sie kommentarlos in ihr Ankleidezimmer und wählte zu meiner Überraschung ein vollkommen legeres, ja fast unauffälliges Outfit, welches sie mit Turnschuhen kombinierte. Sie sah sehr hübsch und sportlich aus, aber nicht so adrett wie ich es von ihr gewöhnt war. Ich verzichtete auf Proteste und stimmte der Kleiderwahl mit einem wohligen Schnurren zu. Bevor sie das Haus verließ, erhielten wir unseren Kuss auf die Stirn.
»Wünscht mir Glück ihr Zwei", sagte sie, atmete tief aus und ließ die Tür ins Schloss fallen. Nun musste ich mich in Geduld üben und auf Majas Fähigkeiten vertrauen. Charly der olle Hund bemerkte meine Unruhe und lenkte mich erfolgreich ab. Wir tobten durch das Haus und verfolgten unterhaltsame Tierdokus, die noch im eingeschalteten Fernseher liefen. Während Charly einschlief, wartete, nein sehnte ich die Rückkehr von Maja herbei. Ich wollte wissen, wie es gelaufen war. Ich hatte das Gefühl, dass sie anscheinend gar nicht mehr nach Hause kam. Obwohl dies, so glaube ich, ein relativ gutes Zeichen war.
Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und rannte gierig zu Maja. Geschlafen hatte ich eh nicht, deswegen ging das alles super schnell. Sie kam herein, schloss die Tür und lehnte sich an diese. Sie sah irgendwie verändert aus. Sie seufzte vor sich hin und träumte. Die Zeit schien still zu stehen. Dann bückte sie sich und nahm mich hoch. Sie kuschelte ihren Kopf an meinen Körper und nuschelte »Es war wundervoll und ich werde ihn wiedersehen.«