20.01.2022 / Boa Constrictor
Vielen ist die Abgottschlange wohl eher unter dem Namen Boa Constrictor ein Begriff. Oftmals wird sie auch Königsschlange, Königsboa oder Abgottboa genannt. Sie gehört zur Art der Boas und ist vom Norden Mexikos bis ins südliche Südamerika verbreitet und kommt bis 1.000 m Höhe vor. Die Unterarten bewohnen dabei unterschiedlichste Lebensräume. Typisch ist für die Boa Constrictor jedoch ein Lebensraum in Gewässernähe mit hoher Luftfeuchtigkeit und einem dichten Buschwerk. Einzelne Populationen kommen jedoch auch in Halbwüsten vor.

Der schwedische Naturforscher Cal von Linné führte die wissenschaftliche Bezeichnung Boa Constrictor und auch die der Gattung Boa im Jahr 1758 in der 10. Auflage seiner »Systema Naturae« ein. Die vielfältigen Erscheinungsbilder der Unterarten zeichnen die Boa Constrictor aus. Im Guyana Zoological Park von Georgetown in Guyana lebte die jemals nachweislich größte vermessene Abgottschlange. Sie hatte eine Länge von 3,60 m. In der Zoologischen Staatssammlung München befindet sich die längste dokumentierte Haut, welche ohne Kopf stolze 4,45 m misst. In der Regel bleiben Männchen 30 bis 40 cm kleiner als Weibchen. Die erreichbare Endgröße ist ebenso unterschiedlich wie die Farbvariationen der einzelnen Unterarten der Boa Constrictor. Einige Unterarten der Boa Constrictor sind u. A. die Königsboa, die Langschwanzboa, die Südboa und die Ortons Boa.
Alle Boas haben dunkel umrandete Sattelflecken auf dem Rücken, deren Form je nach Unterart variiert. Die Grundfarben reichen von weiß, rot, braun bis zu fast schwarz. Die Abgottschlange ist außerdem dazu in der Lage, ihre Farbe je nach Temperatur aufzuhellen oder abzudunkeln. Das Gewicht der Boa Constrictor beträgt bis zu 30 kg. Die Lebenserwartung liegt bei 20 Jahren und mehr. Die Boa Constrictor ist dämmerungs- und nachtaktiv und versteckt sich tagsüber in Höhlen, hohlen Bäumen oder anderen Unterschlüpfen. Nur gelegentlich sieht man sie bei einem Sonnenbad. Die Jungtiere der Abgottschlange halten sich im Geäst von Bäumen auf. Erwachsene Exemplare jedoch sind mit zunehmendem Alter und Gewicht fast ausschließlich auf dem Boden unterwegs. Der Bewegungsdrang der Boa Constrictor ist eher mäßig. Eine in freier Wildbahn mit Sender ausgestattete ausgewachsene Boa brachte es in einem zwölftägigen Zeitraum gerade einmal auf eine zurückgelegte Strecke von 135 Metern.
Bei der Wahl der Nahrungsmittel ist die Boa nicht wählerisch; nahezu alle Tiere, welche sie größenmäßig bewältigen kann, frisst sie. Ausnahme bilden hier Insekten und Spinnen. Sie bevorzugt warme Beute gegenüber kalter. Um sich ihre Beute zu sichern setzt die Boa Constrictor zwei verschiedene Jagd-Methoden ein. Sie folgt entweder aktiv den Duftspuren der Beutetiere oder aber wartet auf der Lauer auf ihre Beute und schlägt im günstigsten Moment zu. Sie schnappt dann blitzschnell zu und erdrückt ihr Opfer mit ihren muskulösen Körperschlingen. Die Beute erleidet dadurch einen Kreislaufkollaps. Die lateinische Bezeichnung constrictor (zusammenziehen, zusammenschnüren) bezieht sich auf dieses Würgen der Abgottschlange. Dieser Vorgang kann je nach Größe der Beute bis zu 16 Minuten dauern und stellt einen großen Kraftakt für die Boa dar. Damit sie keine unnötige Energie verbraucht, fühlt die Schlange den Herzschlag der Beute und beendet den Würgevorgang, sobald der Herzstillstand eingetreten ist. Junge Boas bewegen zur Jagd ihren Schwanz wie einen Wurm und locken somit Echsen an. Die Werbung zur Paarung kann sich über mehrere Wochen hinweg ziehen. Die Paarung findet nur in bestimmten Monaten statt. Die Paarung findet mehrmals über mehrere Stunden hinweg statt. Die Boa Constrictor bringt nach ca. 120 bis 150 Tagen lebende Junge zur Welt. Zum Zeitpunkt der Geburt sind die Jungen noch mit einer dünnen Eihülle umgeben. Die Geburt geht meist mit Regen einher. Die Jungschlangen sind nach der Geburt vollständig entwickelt und gehen bereits selbstständig auf Nahrungssuche.
Indigene Bevölkerungsgruppen des oberen Amazonasbecken glaubten, dass Riesenschlagen wie die Boa Constrictor oder die Anakonda Frauen im Maniokfeld schwängerten, um eine Schlangenbrut zu erzeugen. Starb eine Frau im Wochenbett, so wurde dies auf die Taten der Schlangen zurückgeführt. Die Inka fürchteten die zerstörerische Kraft der Riesenschlagen. In einem Gefängnis in Cusco, Peru wurden Boa Constrictor in einer Schlangengrube gehalten. Man warf ihnen Gefangene und Kriminelle zum Fraß vor. Diejenigen, welche nach 3 Tagen noch lebten, sollen freigelassen worden sein. Viele präkolumbische Keramiken zeigen auch charakteristische Zeichnungen der Abgottschlange.
Ab 2,30 m Körperlänge empfiehlt sich für die artgerechte Haltung ein Terrarium von mindestens 180 x 80 x 80 cm. Die Abgottschlange kann einzeln oder paarweise gehalten werden. Die Temperatur sollte dabei zwischen 24 bis 30°C liegen. Ein Sonnenpatz mit ca. 30°C ist ideal. Eine Luftfeuchtigkeit von 70 % ist ebenso wichtig. Der Bodengrund sollte aus Holzgranulat bestehen; die Einrichtung benötigt außerdem Versteckmöglichkeiten, Badebecken, Kletteräste und Liegebretter. Typische Futtertiere sind Ratten und Mäuse. Man sollte sich vor der Anschaffung im Klaren darüber sein, dass die Schlange stets Lebendfutter benötigt. Wer sich dazu nicht überwinden kann, sollte von der Haltung lieber absehen. In manchen Bundesländern ist die Haltung der Boa Constrictor jedoch nur mit einer Ausnahmegenehmigung erlaubt. Daher gilt es, dies ebenfalls vor der Anschaffung eingehend zu prüfen.